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Der „deutsche“ Earth Overshoot Day 2024 war am 2. Mai. Oder anders gesagt: Bei unserem Lebensstil bräuchten wir knapp 3 Erden, um unseren Bedarf an natürlichen Ressourcen nachhaltig zu decken. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Gibt es in Deutschland einen anderen Earth Overshoot Day als in anderen Ländern? Und war dieser Tag schon immer so früh? Wir geben einen Überblick.
Der Tag, an dem unsere Ressourcen aufgbraucht sind.
Der Tag, ab dem wir Schulden auf Kosten der Natur machen.
Der Tag, an dem die Erde erschöpft von unserem Bedarf ist.
Diese drei Aussagen beschreiben den Earth Overshoot Day, der auch als „Erdüberlastungstag“ oder „Welterschöpfungstag“ bekannt ist. An diesem Tag haben wir die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die unser Planet uns für das Jahr zur Verfügung stellen und wieder nachproduzieren kann. Bauen wir nach diesem Tag natürliche Ressourcen wie Holz oder Ackerflächen ab, fangen wir weiter Fische oder nutzen Wasser für die Industrie und den Privatgebrauch, kann die Erde diese Ressourcen nicht so schnell herstellen, wie wir sie verbrauchen – wir machen Schulden. Auch Schadstoffe wie Treibhausgase können ab diesem Tag nicht mehr abgebaut werden.
Für den Earth Overshoot Day gibt es weitere Bezeichnungen wie Erdüberlastungstag oder Welterschöpfungstag. Zum Teil werden aber auch Begriffe, wie Country oder National Overshoot Day verwendet. Aber was hat es damit auf sich? Es gibt unterschiedliche Earth Overshoot Days: Zum einen den globalen Erdüberlastungstag und zum anderen die nationalen. Eine Erklärung:
Beim globalen Earth Overshoot Day handelt es sich um den Tag, an dem die ganze Welt gemeinsam die natürlichen Ressourcen des Planeten verbraucht hat. Im Jahr 2022 lag dieser Tag auf dem 28. Juli, 2023 war es der 2. August und dieses Jahr (2024) fällt der weltweite Erdüberlastungstag auf den 1. August.
Zudem gibt es neben dem weltweiten Erdüberlastungstag für jedes einzelne Land einen Country Overshoot Day. Dabei handelt es sich um den Tag, an dem die natürlichen Ressourcen auf der Erde aufgebraucht wären, wenn die ganze Welt leben würde, wie dieses Land. In einigen Ländern liegt dieser Tag deutlich früher als der weltweite Earth Overshoot Day, in anderen wiederum gibt es ihn gar nicht, da nicht so viele Ressourcen verbraucht werden.
Der Erdüberlastungstag in Deutschland war dieses Jahr am 2. Mai. Folglich befinden wir uns im internationalen Vergleich damit im oberen Drittel – vergleichbar mit einem Großteil der anderen Industrienationen wie Frankreich, Spanien oder die Schweiz. In einigen Ländern ist dieser Tag allerdings noch deutlich früher: Der erste Country Overshoot Day lag 2024 in Katar – am 11. Februar, dicht gefolgt von Luxemburg am 20. Februar. Doch auch die USA sind mit dem 14. März sehr früh. In China fiel er auf den 1. Juni.
Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch zahlreiche Staaten, die überhaupt keinen Welterschöpfungstag haben. Dabei handelt es sich vor allem um Entwicklungsländer wie zum Beispiel Bangladesch, Pakistan oder Sri Lanka. In anderen Ländern wie Marokko, Indonesien oder Jamaika liegt der Tag am Ende des Jahres – diese Länder gehen deutlich sparsamer mit ihren Ressourcen um. Es zeichnet sich dabei jedoch ein klarer Trend ab: Je industriebasierter ein Land agiert, desto früher findet auch der Country Overshoot Day statt.
Sowohl in Deutschland als auch global zeigt sich ein deutlicher Trend: Der Welterschöpfungstag findet von Jahr zu Jahr früher statt. Den ersten Earth Overshoot Day weltweit gab es bereits 1970. In diesem Jahr waren am 30. Dezember die natürlichen Ressourcen aufgebraucht. Bereits 3 Jahre später lag er im November.
Bis zum Jahr 2000 hat sich der Tag immer weiter nach vorne bis auf den 22. September bewegt. Im Jahr 2022 liegt der internationale Welterschöpfungstag bereits auf dem 29. Juli. Doch es gab eine Abweichung im Jahr 2020: Hier fiel der globale Earth Overshoot Day auf den 22. August und war damit etwa einen Monat später als im Vorjahr. Dafür war die Coronapandemie verantwortlich. Durch weltweite Lockdowns wurden Produktionen heruntergefahren, demnach weniger Rohstoffe verbraucht und weniger schädliche CO₂-Emissionen ausgestoßen. Trotz Verlegung nach hinten ist dieser Tag jedoch immer noch alarmierend. Obwohl die Weltwirtschaft so stark heruntergefahren wurde, haben wir noch immer mehr als 5 Monate vor Jahresende die natürlichen Ressourcen unseres Planeten aufgebraucht. Außerdem hielt der „Corona-Effekt“ von 2020 nicht sehr lange an. Bereits jetzt sind wir wieder nur wenige Tage von dem Stand vor der Pandemie entfernt.
Jahr | Deutscher Earth Overshoot Day¹ |
---|---|
2012 | 24.04. |
2013 | 25.04. |
2014 | 28.04. |
2015 | 29.04. |
2016 | 01.05. |
2017 | 02.05. |
2018 | 03.05. |
2019 | 03.05. |
2020 | 03.05. |
2021 | 05.05. |
2022 | 04.05. |
2023 | 04.05. |
2024 | 02.05. |
Jahr | Internationaler Earth Overshoot Day² |
---|---|
2012 | 02.08. |
2013 | 01.08. |
2014 | 02.08. |
2015 | 03.08. |
2016 | 03.08. |
2017 | 30.07. |
2018 | 25.07. |
2019 | 26.07. |
2020 | 22.08.³ |
2021 | 29.07. |
2022 | 28.07. |
2023 | 02.08. |
2024 | 01.08. |
¹ Kalkulationen basieren auf historischen Daten des Global Footprint Networks. Stand 2018.
² Quelle: overshootday.org
³ Durch pandemiebedingte internationale Lockdowns und damit einhergehend geringen Ressourcenverbrauch fällt das Jahr 2020 aus dem Trend, der sich vor und nach diesem Jahr abzeichnet.
Der Earth Overshoot Day lässt sich aus zwei Angaben berechnen: der Biokapazität der Erde oder des Landes und dem ökologischen Fußabdruck der Menschen. Bei der Biokapazität handelt es sich um die Fähigkeit der Erde, verbrauchte Ressourcen wie Holz nachwachsen zu lassen und gleichzeitig Schadstoffe wie Treibhausgase abzubauen. Der ökologische Fußabdruck beschreibt, wie hoch der Verbrauch der natürlichen Ressourcen durch den Menschen ist.
Wenn man nun den ökologischen Fußabdruck durch die Biokapazität teilt, ergibt sich die Anzahl der Erden, die für den Verbrauch an Ressourcen benötigt würden.
Ein Beispiel:
Die Biokapazität in Deutschland liegt bei 1,6 gha (globale Hektar – letzte Datenerhebung aus 2018). Der ökologische Fußabdruck hingegen liegt bei 4,7 gha.
Um die benötigten Erden für Deutschland zu berechnen, wird folgende Rechnung durchgeführt:
4,7gha / 1,6gha = 2,9
Das Ergebnis: Würde die ganze Welt so leben wie Deutschland, bräuchten wir knapp 3 Erden, um genügend Ressourcen zur Verfügung zu haben.
Um nun den Erdüberlastungstag für Deutschland zu berechnen, multipliziert man die Anzahl der Jahrestage mit dem Kehrwert unserer vorigen Berechnung. Der Kehrwert stellt prozentual dar, nach welchem Anteil des Jahres die Ressourcen aufgebraucht sind. Im Fall unseres Beispiels wäre das ungefähr nach dem ersten Jahresdrittel. Demnach berechnet sich der genaue Earth Overshoot Day für Deutschland wie folgt:
365 * (1,6 / 4,7) = 124,25
Dieses Ergebnis bedeutet, dass am 124. Tag des Jahres der nationale Overshoot Day in Deutschland stattfindet – das ist der 4. Mai 2022.
Um den Earth Overshoot Day 2024 und darüber hinaus zu verschieben, sind drastische Maßnahmen erforderlich. Zu den wichtigsten Schritten gehören die Förderung erneuerbarer Energien, die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Erhöhung der Energieeffizienz. Ein innovativer Ansatz zur Unterstützung der Energiewende ist die Einführung dynamischer Stromtarife, wie sie beispielsweise von Rabot Energy angeboten werden.. Diese Tarife passen die Strompreise in Echtzeit an die Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie an, was die Verbraucher dazu anregt, ihren Energieverbrauch zu Zeiten niedrigerer Preise zu verlagern. Dadurch wird die Nachfrage besser mit dem Angebot an erneuerbarer Energie synchronisiert und die Notwendigkeit von fossilen Energiequellen verringert.
Des Weiteren müssen nachhaltige Landwirtschafts- und Fischereipraktiken implementiert werden, um die Übernutzung von Böden und Gewässern zu verhindern. Auch die Kreislaufwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle: Durch Recycling und Wiederverwendung von Materialien können wir den Rohstoffverbrauch erheblich reduzieren. Ein bewusster Konsum und die Förderung lokaler und saisonaler Produkte tragen ebenfalls dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Nur durch eine kollektive Anstrengung können wir den Erdüberlastungstag weiter in die Zukunft verschieben und die Gesundheit unseres Planeten sichern.
Erdüberlastungstag: Wir leben in Schulden – nicht nur finanziell
Die Entwicklung des Earth Overshoot Days der letzten 50 Jahre zeigt uns vor allem eines: Wir machen Schulden bei unserem Planeten. Schulden, die nicht zurückgezahlt werden können. Erst recht nicht dann, wenn unser Verbrauch sich weiter so entwickelt wie in den letzten Jahren. Bei einem Lebensstil wie in Deutschland bräuchten wir fast 3 Erden, um unseren Konsumbedarf zu decken. Global liegt der Wert aktuell bei 1,7.
Auch wenn Deutschland bereits langsame Fortschritte machte, so ist der deutsche Overshoot Day in den letzten 15 Jahren gerade einmal um 8 Tage nach hinten gerückt. Wenn wir dieses Tempo beibehalten, dann würden wir über 360 Jahre brauchen bis wir keine Schulden mehr bei der Erde machen. Wer sich mit der globalen Erderwärmung beschäftigt, weiß, dass wir diese Zeit nicht haben. Schließlich haben wir nur eine Erde. Und es wird auch keine weitere dazukommen, um unseren Bedarf zu decken. Demnach liegt unsere wichtigste Aufgabe also jetzt darin, unseren Verbrauch von Ressourcen sowie den Ausstoß von Schadstoffen drastisch zu senken. Wir müssen nachhaltiger leben und unserem Planeten Zeit geben, sich wieder zu erholen. Denn wenn ein kritisches Maß an Erderwärmung überschritten ist, wird es unumkehrbare Folgen für uns haben. Folgen, dessen Vorgeschmack wir bereits heute durch Wetterchaos, Überflutungen und Dürreperioden spüren.
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